Eine zutiefst faszinierende Frage, die wohl jeder Schriftsteller schon einmal gehört hat. Lassen Sie mich Ihnen eine Geschichte darüber erzählen.
Es begann an einem trüben, regnerischen Tag, als die Tropfen, die gegen das Fenster trommelten, eine Melodie der Melancholie spielten. Vor mir thronte eine alte Schreibmaschine; vergilbte Tasten und eine Oberfläche, gezeichnet von den Spuren zahlreicher Finger. Der erdige Duft von feuchtem Papier hing in der Luft. Das sanfte Licht der kleinen Tischlampe ergoss sich wie ein wärmender Mantel über die Oberfläche des Schreibtischs. Nervös starrte ich auf die Tastatur, bereit, die ersten Worte zu tippen …
Das klingt nach einem epischen Einstieg, nicht wahr? Nun, wenn ich Ihnen jetzt erzähle, wie es zu diesem sagenumwobenen Moment kam, werden Sie wahrscheinlich amüsiert lachen. Doch keine Sorge, ich gönne Ihnen Ihr Schmunzeln, denn manchmal ist das Leben selbst der beste Geschichtenerzähler …
Ich war gerade einmal neun Jahre alt, als die Computerspielindustrie Anfang der 2000er-Jahre die Wohnzimmer meiner Freunde im Sturm eroberte. Natürlich wollte ich dazugehören, eines der coolen Kinder sein – der taffe Junge aus der Sagittariusstraße, der stundenlang die virtuellen Wälder von Robin Hood unsicher macht, alle Levels von Bubble Bobble mit Bravour meistert und Diablo in seinen Katakomben besiegt. Es war also kein Wunder, dass ich sehnsüchtig von einem klobigen Computer mit einem langen Röhrenmonitor träumte. Doch meine Mutter hatte wohl etwas missverstanden. Sie war der festen Überzeugung, dass ich den Computer nicht als Spielstation, sondern als Werkzeug für das Schreiben von Texten nutzen wollte …
Eines Tages, etwa eine Woche nach meiner flehenden Bitte, kam ich von der Schule nach Hause und fand meine Mutter strahlend an der Tür. Sie hatte eine Überraschung für mich. Sie können sich sicherlich vorstellen, welcher Gedanke mir in diesem Moment durch den Kopf schoss. Kaum in meinem Zimmer angekommen, klappte mir der Kiefer herunter.
Vor mir stand ein kleiner, ramponierter Stahlkasten, der eindeutig schon bessere Tage gesehen hatte und vom ersehnten Computer meiner Träume meilenweit entfernt war.
Verflixt und zugenäht! Was sollte ich denn mit diesem Ding jetzt anfangen? Ich wollte spielen! Verliese durchstreifen und Schurken bezwingen – nicht mit einer verdammten Schreibmaschine namens Erika aus dem Jahr 1984 in meinem Zimmer herumsitzen, wo ich erst ein Blatt Papier einspannen musste, nur um ein paar Buchstaben zu tippen.
Ich kann Ihnen versichern, ich war wirklich verärgert …
Frustriert bis zum Äußersten saß ich schließlich am frühen Abend vor dem scheinbar nutzlosen Buchstabenautomaten. Zögerlich glitten meine Hände über die Tastatur. Gelangweilt spielte ich mit der Rücktaste herum, bewegte die Schreibwalze von links nach rechts, setzte ein neues Farbband in die zwei Metallspulen und spannte ein frisches Blatt in das mechanische Wunderwerk.
Etwa vierzig Tastenanschläge und siebzehn falsch geschriebene Wörter später, entdeckte ich plötzlich meine Leidenschaft fürs Geschichtenschreiben. Es war, als tauchte ich in einen berauschenden Strudel aus Kreativität ein; auf einmal hatte ich die Möglichkeit, all meine Gedanken und meine grenzenlose Fantasie sichtbar zu machen.
Innerhalb weniger Monate hatte ich über zehn Kurzgeschichten verfasst – über blutrünstige Katzen, rachsüchtige Geister und verrückte Gestalten, die auf Friedhöfen nach ihren Verwandten suchten (ja, meine Fantasie war schon damals recht eigenartig).
Als ich schließlich ein halbes Jahr später meinen ersten Computer bekam, war das erste Programm, das ich installierte, Microsoft Word. Welch schöne Ironie, finden Sie nicht auch?