Armands A. Asimov

Armands A. Asimov, geboren 1990 in Saalfeld an der Saale, zog in seinen frühen Zwanzigern nach Berlin, nachdem er seine Schulzeit abgeschlossen und eine Ausbildung zum Suppenkoch beendet hatte. Nach seiner Ankunft in der Hauptstadt widmete er sich umgehend einem Drehbuchstudium an der filmArche und verfasste während dieser Zeit mehrere Manuskripte für Kurzfilme, von denen er drei seiner Werke selbst verfilmte.
Besonders bemerkenswert ist sein Gewinn des Samsung Smartfilm Awards im Jahr 2014 in der Kategorie Horror für den Kurzfilm The Blue Room.

Jahre später kehrte er in seine Heimatstadt zurück, wo er bis heute als Sozialpädagoge im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe tätig ist. Bis 2021 studierte er Soziale Arbeit an der Dualen Hochschule Gera-Eisenach.

Seit 2022 arbeitet Asimov aktiv an seiner Pest-Medicus-Trilogie und widmet einen Teil seiner Freizeit verstärkt seiner schriftstellerischen Tätigkeit.

Wie haben Sie Ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckt, Herr Asimov?

Eine zutiefst faszinierende Frage, die wohl jeder Schriftsteller schon einmal gehört hat. Lassen Sie mich Ihnen eine Geschichte darüber erzählen.

Es begann an einem trüben, regnerischen Tag, als die Tropfen, die gegen das Fenster trommelten, eine Melodie der Melancholie spielten. Vor mir thronte eine alte Schreibmaschine; vergilbte Tasten und eine Oberfläche, gezeichnet von den Spuren zahlreicher Finger. Der erdige Duft von feuchtem Papier hing in der Luft. Das sanfte Licht der kleinen Tischlampe ergoss sich wie ein wärmender Mantel über die Oberfläche des Schreibtischs. Nervös starrte ich auf die Tastatur, bereit, die ersten Worte zu tippen …

Das klingt nach einem epischen Einstieg, nicht wahr? Nun, wenn ich Ihnen jetzt erzähle, wie es zu diesem sagenumwobenen Moment kam, werden Sie wahrscheinlich amüsiert lachen. Doch keine Sorge, ich gönne Ihnen Ihr Schmunzeln, denn manchmal ist das Leben selbst der beste Geschichtenerzähler …

Ich war gerade einmal neun Jahre alt, als die Computerspielindustrie Anfang der 2000er-Jahre die Wohnzimmer meiner Freunde im Sturm eroberte. Natürlich wollte ich dazugehören, eines der coolen Kinder sein – der taffe Junge aus der Sagittariusstraße, der stundenlang die virtuellen Wälder von Robin Hood unsicher macht, alle Levels von Bubble Bobble mit Bravour meistert und Diablo in seinen Katakomben besiegt. Es war also kein Wunder, dass ich sehnsüchtig von einem klobigen Computer mit einem langen Röhrenmonitor träumte. Doch meine Mutter hatte wohl etwas missverstanden. Sie war der festen Überzeugung, dass ich den Computer nicht als Spielstation, sondern als Werkzeug für das Schreiben von Texten nutzen wollte …

Eines Tages, etwa eine Woche nach meiner flehenden Bitte, kam ich von der Schule nach Hause und fand meine Mutter strahlend an der Tür. Sie hatte eine Überraschung für mich. Sie können sich sicherlich vorstellen, welcher Gedanke mir in diesem Moment durch den Kopf schoss. Kaum in meinem Zimmer angekommen, klappte mir der Kiefer herunter.
Vor mir stand ein kleiner, ramponierter Stahlkasten, der eindeutig schon bessere Tage gesehen hatte und vom ersehnten Computer meiner Träume meilenweit entfernt war.

Verflixt und zugenäht! Was sollte ich denn mit diesem Ding jetzt anfangen? Ich wollte spielen! Verliese durchstreifen und Schurken bezwingen – nicht mit einer verdammten Schreibmaschine namens Erika aus dem Jahr 1984 in meinem Zimmer herumsitzen, wo ich erst ein Blatt Papier einspannen musste, nur um ein paar Buchstaben zu tippen.

Ich kann Ihnen versichern, ich war wirklich verärgert …

Frustriert bis zum Äußersten saß ich schließlich am frühen Abend vor dem scheinbar nutzlosen Buchstabenautomaten. Zögerlich glitten meine Hände über die Tastatur. Gelangweilt spielte ich mit der Rücktaste herum, bewegte die Schreibwalze von links nach rechts, setzte ein neues Farbband in die zwei Metallspulen und spannte ein frisches Blatt in das mechanische Wunderwerk.
Etwa vierzig Tastenanschläge und siebzehn falsch geschriebene Wörter später, entdeckte ich plötzlich meine Leidenschaft fürs Geschichtenschreiben. Es war, als tauchte ich in einen berauschenden Strudel aus Kreativität ein; auf einmal hatte ich die Möglichkeit, all meine Gedanken und meine grenzenlose Fantasie sichtbar zu machen.

Innerhalb weniger Monate hatte ich über zehn Kurzgeschichten verfasst – über blutrünstige Katzen, rachsüchtige Geister und verrückte Gestalten, die auf Friedhöfen nach ihren Verwandten suchten (ja, meine Fantasie war schon damals recht eigenartig).

Als ich schließlich ein halbes Jahr später meinen ersten Computer bekam, war das erste Programm, das ich installierte, Microsoft Word. Welch schöne Ironie, finden Sie nicht auch?

Führen Sie Recherchen für Ihre Geschichten durch?

Eine gründliche Recherche allein garantiert zwar keinen Bestseller, doch sie verleiht dem Manuskript immense Qualität – so empfinde ich es zumindest. Beim Schreiben stoße ich häufig auf Kapitel, in denen ich etwas beschreiben möchte, und stelle dann fest, dass ich davon eigentlich keine Ahnung habe. Um meine Geschichten so präzise wie möglich zu gestalten, widme ich oft Stunden dem Durchforsten des Internets, lese themenbezogene Bücher und erkunde reale Schauplätze. Auf diese Weise kann ich ein lebendiges Bild in meinen Erzählungen erschaffen.

Im Schreibprozess des ersten Bandes von Der Pest-Medicus bin ich beispielsweise tagelang durch die Stadt Saalfeld gewandert, habe alte Gebäude analysiert, Texte an Tafeln studiert und fleißig Notizen gemacht. Das hat mir enorm geholfen, die Stadt authentisch darzustellen. Zusätzlich lasse ich mich von zahlreichen Horrorfilmen inspirieren und lese begeistert die Vorzugsausgaben der Cemetery Dance Germany aus dem Hause Buchheim.

Was reizt Sie eigentlich an düsterer Literatur so sehr?

Die Frage sollte eher lauten: Was reizt mich im Allgemeinen am Thema Horror?

Bereits als Kleinkind konnte ich von Dracula, Frankenstein, Mumien und Zombies nicht genug bekommen. Auf das jährliche Halloweenfest freue ich mich bis heute mehr als auf das bunte Treiben zu Ostern oder die festliche Atmosphäre an Weihnachten. So wirklich erklären kann ich es nicht; ich wurde einfach schon immer magisch vom Horror-Genre angezogen, wie ein Piranha von einem Blutfaden im Wasser.

Als ich noch in den Kindergarten ging, arbeitete meine Mutter in einem Filmverleih. Mein Vater musste oft bis spät abends seiner beruflichen Tätigkeit nachgehen und war meistens nicht zu Hause. Daher nahm meine Mutter mich gelegentlich mit zu ihrer Arbeitsstelle. Während sie hinter ihrer Theke die Kassetten überprüfte, schlenderte ich fasziniert und zugleich verängstigt entlang der unzähligen Regalreihen und betrachtete die Videohüllen mit all den unheimlichen Covern. Manchmal schlich ich mich sogar in die Abteilung, in der die Horrorfilme ab 18 Jahren standen. Bereits beim Anblick von Freddy Krueger oder Chucky – Die Mörderpuppe bekam ich es schon mit der Angst zu tun.

Horrorfilme und Gruselliteratur besitzen die Macht, tief verwurzelte Urängste zum Leben zu erwecken. Die Furcht vor dem Übernatürlichen, dem Unbekannten oder der Dunkelheit schlingt sich wie ein Schatten um jede Schauergeschichte. Als Kind war ich von diesem Gefühl fasziniert; ich betrachtete es als eine Art Prüfung, ein wagemutiges Abenteuer für Erwachsene. Übertrieben formuliert, würde ich sagen, dass ich süchtig danach war.

Ab der zweiten Klasse tauchte ich in die gesamte Buchreihe von R. L. Stines Gänsehaut ein. Drei Jahre später wagte ich mich dann an die Werke von Stephen King, dessen Geschichten mir den ultimativen Nervenkitzel boten. Zudem schaute ich mir heimlich die Horrorfilme meiner Mutter im Wohnzimmer an und zeichnete fragwürdige Bilder, die meinen Vater des Öfteren beunruhigten (er hatte immer ein Problem mit meiner Affinität zum Unheimlichen).
Wenn ich heute so darüber nachdenke, war das Horrorelement ein essenzieller Bestandteil, um meine Kreativität zu fördern. Ich würde zwar nicht behaupten, dass ich in meinen jüngeren Jahren einen gesunden Umgang mit diesem Thema gepflegt habe; geschadet hat es mir jedoch nicht.

Gab es ein Buch, das Ihr Schreibverhalten maßgeblich beeinflusst hat?

Ein geübtes Auge würde Robert „Bob“ Gray sofort auf meiner bunten Haut erkennen und, basierend auf der Vielzahl der Clowns, schlussfolgern können, um welches Buch es sich handelt.
Stephen Kings Es hat mir in der siebten Klasse wortwörtlich den Boden unter den Füßen weggezogen. Dieses Buch gab meinem verrückten Gehirn genau das, was es lesen wollte: eine fesselnde Heldenreise mit jungen Menschen, die über sich hinauswachsen müssen, um Pennywise, den tanzenden Clown, zu besiegen. Ich habe diesen Wälzer wie ein hungriger Wal verschlungen.
Im Grunde genommen waren es nahezu all seine Werke, die in mir den festen Wunsch geweckt haben, Geschichten zu erzählen. Brennen muss Salem, Cujo, Friedhof der Kuscheltiere, In einer kleinen Stadt und Qual gehörten zu den bedeutendsten für mich.

Natürlich hatten auch die cineastischen Horrorfilme ihren Teil dazu beigetragen. Allen voran A Nightmare on Elm Street, Leprechaun – Der Killerkobold, Hellraiser – Das Tor zur Hölle und Wes Craven’s Wishmaster. Doch es gab einen Film, der mein kreatives Schaffen auf eine ganz neue Ebene hob …

Können Sie uns auch verraten, um welchen Film es sich dabei handelt?

Ohne Umschweife, ganz klar: Tanz der Teufel. Dieser Film ist der heilige Gral der Horrorfilmgeschichte. Was Sam Raimi mit seinen Freunden, bescheidenen Mitteln und einem Budget von nur 85.000 Dollar geschaffen hat, sucht noch heute seinesgleichen. Als Jugendlicher habe ich sowohl den ersten als auch den zweiten Teil sowie Armee der Finsternis rauf und runter geschaut. Die praktischen Effekte fesselten mich damals so sehr, dass ich den innigen Wunsch hegte, eigene Drehbücher zu schreiben und sie auf die Leinwand zu bringen.

Tanz der Teufel war zudem mein erster berührender Kontakt mit der fantastischen Welt H.P. Lovecrafts. Im ersten Teil trug das Buch der Toten zwar noch den mystischen Namen Naturom Demonto, doch zu Ehren Lovecrafts wurde es in den nachfolgenden Teilen der Trilogie in Necronomicon umbenannt. Bald darauf tauchte ich wissbegierig in Lovecrafts unheimliche Universen ein, besuchte die Berge des Wahnsinns, setzte mich intensiv mit dem Re-Animator auseinander und entdeckte den faszinierenden Cthulhu-Mythos. Auch hier hinterließen seine Geschichten tiefgreifende Spuren in meinem schriftstellerischen Schaffen.

In diesem Sinne: Danke, Sam Raimi, für diesen einzigartigen Wegbereiter, der mir die Tore zu einer fantastischen Welt geöffnet hat.