Brauchtum und Aberglaube in Saalfeld des 16. Jahrhunderts: Das Fischehängen Das Fischehängen - Teil I

Der Oktober ist gekommen. Die Bäume leuchten im prächtigen Herbstkleid, doch ihre Blätter beginnen zu fallen. Die Äste, kahl und krumm, ragen empor wie verformte Fingerknochen. Raschelnd fegt das Herbstlaub über die feuchten Steine hinweg, wirbelt wild durch die Dunkelheit der Hinterhöfe, peitscht durch verlassene Gassen und landet schließlich auf dem trostlosen Boden des Stadtfriedhofs. Die Nachtwandler und Schauergestalten warten geduldig auf die Nacht vor Allerheiligen, jene Nacht, in der die Toten auf der Suche nach den Lebenden durch die Straßen ziehen – nach denen, die im kommenden Jahr sterben sollen.

Brauchtum und Aberglaube in Saalfeld des 16. Jahrhunderts: Das Fischehängen Das Fischehängen - Teil II

Ein altes Sprichwort besagt: Wenn im Herbst der Himmel die Erde mit Regen tränkt, die Dachrinnen des Nachts leise klappern, die Terrassentüren von selbst aufgehen und im Windzug die braunen Blätter von draußen in die beheizten Stuben tanzen, dann bricht der 15. Oktober an ... Ab diesem Tag fliegen die Hexenweiber bis zur Halloweennacht durch die Gassen der Stadt Saalfeld/Saale, fegen um die rauchenden Schornsteine oder hocken lachend in den Baumkronen.

Brauchtum und Aberglaube in Saalfeld des 16. Jahrhunderts: Das Fischehängen Das Fischehängen - Teil III

Die Tage stehen ganz im Zeichen von Eis und Schnee ...

Der Frost kratzt unermüdlich an den Fenstern. Der Wind treibt die Katzen zurück in ihre Häuser. Der Kältegeist vom Kulm lädt dazu ein, es sich auf der Couch gemütlich zu machen, Filme zu schauen und zu lesen. Doch nur wenige Menschen in Saalfeld verlieren sich in Geschichten über Froschfrauen oder Märchen, in denen Hexen Kinder im Ofen braten. Stattdessen herrscht in dieser Region der ungebrochene Glaube an den Hexenzirkel der Barbini: vertriebene Fischweiber, die in den umliegenden Wäldern ihr Unwesen treiben.